Schon früh hatte ich immer Interesse zu schauen wie es auf Brachflächen oder in Ruinen aussieht. Mal in jede Ecke reinschauen, die besondere Atmosphäre auf nehmen. Einige Objekte auch mal über längere Zeit immer wieder mal besuchen um zu schauen wie der natürlich Verfall durch die Jahrezeiten auf das Gelände oder Gebäude einwirkt.
Aber auch die kleinen Besonderheiten der jeweiligen Liegenschaften können schonmal recht spannen sein, wie zB. alte Wasserhähne, Steckdosen und Lichtschalter oder der vergessene Dachboden auf dem man noch jede Menge Schätze entdecken kann die ihre Eigentümer vergessen haben.
Oft bieten die Keller der Objekte kleinere Überraschungen wenn man zufällig auf einen schönen alten Bunker stößt, denn nach Beendigung der Kaltenkriegs wurde die meist in Kellerräume umgewandelt und die schweren Metalltüren durch leichtere Holztüren ersetzt. Meist erkennt man dies nur noch durch den Anstrich, Hinweise oder es steht noch irgendwo in der Ecke die Luftfilteranlage.
Wenn ich ein Objekt am Wegesrand entdecke mache ich zuerst mal eine Begehung der Umgebung und schaue mir das Gelände ganz in Ruhe an, um einschätzen zu können was es mal war. Gleichzeitig halte ich ausschau nach einem möglichen offenen Zugang für das Objekt. Meist fehlt irgendwo ein Zaun oder ein paar Kupfermader haben den Zaun zerschnitten. Hin und wieder steht aber auch mal das Tor zu so einem Gelände offen. Der Zugang zum Gebäude ist schon etwas schwieriger denn dort werden oft Metall oder Holzplatten vor Fenster oder Türen geschrauben oder verspannt.
Wenn ich keinen Zugang finde, weil es keinen gibt oder der Aufwand zu hoch wäre um über Dach in den 2 Stock ein zu steigen, kann ich mit der guten Arbeit des Eigentümers bzw. Verwalters gut leben, denn so können auch keine Vandalen das Gebäude aus einander reißen. Aber ich markier mir das Objekt auf jedenfall für eine Revisite denn in einer Woche könnte es dort wieder ganz anders aussehen. Ich selbst mache aber grundsätzlich nichts auf und natürlich auch nichts zu, mit einer kleinen Ausnahme. Sollte ich feststellen das viele Kinder in unmittelbarer Nähe bewegen, dann versuche ich die Verkehrswege für die Kinder zu sperren, dafür habe ich immer 2-3 lange Kabelbinder mit im Gepäck oder ich verwende auf dem Objekt befindliche Gestände um den direkten Zugang zu behindern, da die Kinder oft noch nicht die Gefährlichkeit ihres Handeln wegen fehlender Erfahrung abschätzen können.
Auf dem Gelände bewege ich keine Gegenstände oder dekoriere auch nichts um, sondern erhalte den IST Zustand des Objekts, und versuche das im Bild fest zu halten. Auch in der dunkelsten Ecke können wir ohne die natürliche Umgebung zu zerstören Bilder von dem Stillleben machen, dafür haben wir unsere Taschenlampen mit im Gepäck. Ich persönlich habe mindesten 2 Taschenlampen mit Akku dabei um mehr Sicherheit zu haben wenn mal ein Satz Akkus oder eine Taschenlampe ausfällt, will ich doch sicher aus der Situation herraus kommen.
Natürlich muss man immer danach ausschau halten welche Gefahren sich für einen selbst durch die Begehung auf tuen. Morsche Böden, irgendwelche nicht gesicherten Löcher, verrottete Dachkonstruktionen sind da nur ein paar der möglichen Gefahren. Aber natürlich können auch Altlasten einem persönlich zusetzen wie zB. Asbest, unsachgemäß gelagerte Chemikalien.
Deshalb muss man immer zu 100% mit allen Sinnen bei der Begehung sein. Ich lasse deshalb ganz gerne mal mein Handy tief im Rucksack und schaue das ich immer meinen Begleiter in der Nähe habe. Es sei denn er hat ebenfalls ein Funkgerät, was uns somit ein bischen mehr Reichweite für die Erreichbarkeit einräumt, so das man sich nicht gegenseitig im Bild rumstehen muss.
Natürlich muss man auch sein Kleidung unter ähnlichen Gesichtpunkten betrachten und nicht in kurzer Hose mit irgendwelchen Sneaker über so einen LP laufen, die Hose sollte schon ausreichend Schutz bieten um unbeschadet auch mal ein paar Brombeeren durchwarten zu können, dazu sollen die Schuhe einen gewissen Schutz bieten bei rumliegenden Glas oder alten Schrauben, wobei ihr aber von Tarnkleidung bitte abstand nehmen solltet weil das inzwischen mehr Aufmerksamkeit erregt als zum Beispiel Arbeitskleidung.
In den letzten Jahren sind viele ambitionierte Fotografen auf den Urbex Zug aufgesprungen um hier entlich wieder spannende Fotomotive zu sammeln. Ich mache meist die Erstbegehung ohne Kamera und erst wenn wir einmal komplett durch sind und die Zeit dann noch reicht dann holen wir unsere Kamera raus um die Atmosphäre ein wenige ein zu fangen. Das die Menge an Interessierten gestiegen ist sieht man inzwischen an den Objekten denn es bilden sich recht schnell kleine Pfade zu den jeweiligen Objekten. Aber auch die Substanz leider da nicht alle schonend mit dem vorgefunden Arrangement um gehen oder weil von innen noch weiter Weg eröffnet werden weil einem Teil der Gruppe der beschwerliche Eingang nicht passt. Auch die Stärken der Gruppen finde ich inzwischen sehr bedenklich, da gibt es einige Teams die da direkt mit 4 – 8 Leuten anrücken. Da bleibt dann nicht viel von der Stimmung in diesem Objekt über, wobei ich aber auch nicht glaube das diese Großgruppen kaum die Atmosphäre zu schätzen wissen. Und sich eher keine Gedanken machen wie die Abläufe vorher in dem Gelände war. Wie es zu der Schließung oder zum Verlassen des Geländes kam. Die meisten haben in Internet irgendwo ein geiles Bild gesehen was sie nur nachstellen wollen. Ich möchte aber auch keinen irgendwie an den Pranger stellen der sie Urbex nennt, es gibt da sicher noch andere Standpunkte die das Hobby ganz anders ausfüllen. Genauso unterschiedlich sind ja schon die Definition von sogenannten Lost Places. Jede der Lust hat soll ruhig diesem tollen Hobby nachgehen und es für sich selbst definieren. ganz nach dem wo ihr Interesse dran habt. Es sind meist ganz tolle Plätze mit einem ganz eigenen Spirit. Ich persönlich bemägel oft den Nachhaltigkeitsgedanken der inzwischen so ein bischen untergeht. Warum soll der Typ der nach mir dahin kommt nich auch das Recht haben auch schöne Bilder zu machen. Da braucht man kein Objekt mit seinem Schloss versehen, den Eingang zu kleben oder betonieren. Oder gar vielleicht sonst irgendwie unbrauchbar machen nur weil man der EINZIGE sein möchte der diese Bilder hat. Ich persönlich hoffe das wir keinen bei uns in den Reihen haben der sogar noch weiter geht und die Objekte direkt anzündet auch wenn die Häufigkeit der Brände inzwischen schon stark zugenommen hat.
Habt Spaß an dem Hobby und denkt bitte auch immer an die die nach euch kommen, kein Objekt gehört euch alleine es sein denn ihr kauft es. Und ja die meisten Gebäude gehören jemanden und ihr seit da auch nur zu Gast!
Der Urbexer-Codex (( Quelle: Lost-Place.org Stand: 17.01.2018))
Ich respektiere das Eigentum anderer
Wir alle wissen dass die verlassenen Orte irgendjemanden gehören. Auch wenn man sich nicht mehr drum kümmert, so ist es trotzdem noch Eigentum von jemanden. Und das respektieren wir. Wir Urbexer zerstören nichts und öffnen nichts gewaltsam. Verschlossene Türen bleiben verschlossen, verschlossene Fenster bleiben geschlossen. Wir gehen respektvoll mit allem um, was wir vorfinden.
Wir nehmen nichts von der Location mit und lassen nichts da
Das wäre Diebstahl. Alles bleibt an seinem Platz. Auch ein „kleines Andenken“ ist zu viel. Mitgenommen werden darf überhaupt nichts, ausser Eindrücke und die Bilder die auf der Kamera landen. Das gleiche gilt aber auch in die andere Richtung: Wir hinterlassen nichts. Nichts außer Fußabdrücke. Müll kann ordentlich entsorgt werden, Kippenstummel auch.
Sprayen ist ein No-Go
Wir alle kennen die Graffitis an den Wänden der verlassenen Orte die wir besuchen. Diese Sprayer machen das, was nicht erlaubt ist. Und wir tun es auch nicht. Nicht nur weil es illegal ist, sondern auch weil es gegen den Urbexer-Codex verstößt. Manche können zwar richtig gut Sprayen und hauen eine wahre Kunst an die Wände, dennoch besprüht man fremdes Eigentum – und das ist ziemlich uncool!
Geraucht wird nicht
Ich bin selber Raucher und weiß wie es ist, längere Zeit auf Tour zu sein und nicht zu rauchen. Ich finde in einer fremden Location sollte nicht geraucht werden – es sei denn du hast einen kleinen Aschenbecher für die Hosentasche dabei. Im Sommer wird übrigens noch mehr aufgepasst, denn runterfallende Glut kann schnell ein Feuer entzünden. Deswegen immer aufpassen, wo man raucht (wenn man einen Aschenbecher dabei hat!).
Ich verhalte mich zu jeder Zeit vorsichtig
Vorsicht ist besser als Nachsicht. In verlassenen Orten kann viel passieren: Marodes Holz, verrostete Metallgeländer, Decken können einstürzen, Böden können nachgeben und so weiter. Genau aus diesem Grund heißt es immer „Augen offenhalten“. Wegen ein paar Bildern ein zu großes Risiko eingehen ist es nicht wert, wir alle haben zwar ein Hobby, aber haben auch ein Leben. Gesundheit ist mehr Wert als schöne Bilder, weshalb man nicht einfach Blind irgendwo raufklettern sollte, sondern sich vorher genau anschaut, wo man hintritt. Auch Treppen können eine Falle sein – deswegen auch hier immer Vorsichtig sein und sich den Zustand der Treppe anschauen. Im Notfall immer einzeln die Treppe besteigen. Elektrische Anlagen bleiben unberührt, Flaschen und Behälter geschlossen. Dunkle Räume ohne Licht zu betreten ist ein absolutes No-Go – deshalb immer eine Taschenlampe dabei haben!
Ich ziehe niemals alleine los
Alleine losziehen ist das dümmste was man machen kann. Man sollte immer mindestens zwei oder noch besser drei Personen sein. Das hat einen Grund: Passiert einer Person etwas, so kann eine andere Person Hilfe holen. Ist man zu dritt, kann während die dritte Person Hilfe holen geht, die zweite Person bei der Person bleiben, die einen Unfall hatte. Doch nicht nur aus diesem Grund ist es wichtig nicht alleine loszuziehen. Man weiß nie auf wen man in den Locations trifft. Kabeldiebe und viele andere Leute sind auch oft in den Lost Places anzutreffen. Dann sollte man doch lieber zu zweit oder zu dritt sein, damit man nicht als „leichte Beute“ angesehen wird.
Ich parke so, dass niemand auf meinen Besuch aufmerksam wird
Ich fahre immer mit dem Auto zu verlassenen Orten – wie die meisten von euch wohl auch. Es ist manchmal nicht clever direkt vor der Tür zu parken, auch wenn man sich einen enormen Weg erspart. Das Problem ist, dass wenn man in einer fremden Stadt ist und vor einem verlassenen Ort parkt, schnell die Aufmerksamkeit auf sich zieht – besonders in Industriegebieten oder abgelegenen Orten. Deswegen versuche ich immer dort zu parken, wo mein Auto nicht groß auffällt und niemand sich denken kann, was ich vorhabe.
Ich mache meine Locations nicht öffentlich zugänglich
Locations zu finden ist teilweise gar nicht mehr so schwer. Aber richtig tolle Locations zu finden, ist umso schwerer. Und genau so soll es auch bleiben. Deswegen sagt der Urbexer-Codex: Behaltet die Locations für euch und macht sie nicht der breiten Masse zugänglich. Zwar lebt die Community vom Austausch und auch andere Urbexer möchten die tollen vergessenen Orte besuchen, doch dass kann man im Einzelgespräch machen. Aber bitte nicht immer direkt an jeden der fragt! Wer Bilder von einer echt schönen Location postet, wird nämlich recht schnell viele neue Freunde haben, die es alle auf die Location abgesehen haben. Und es muss ja nicht sein, dass man Adressen an fremde Personen weitergibt, bei denen man nicht weiß ob sie selber nur fotografieren möchten oder doch Sprayer sind, die sich als erstes verewigen möchten.